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L IX. ZUR GEOGRAPHIE. wanderung einen ganz neuen Charakter durch die starke Beimischung
von Slawen, Italienern und Juden erhalten. Österreich-Ungarn,
Rußland und Polen haben 1891 zusammen 222000 Einwanderer,
fast doppelt soviel wie Deutschland, gesandt. Wesentlich diesem
Zufluß, dessen Dauer und Wachstum eine folgenreiche Veränderung
des germanisch-keltischen Grundcharakters der Nordameriker be-
wirken
könnte, sind die Maßregeln zur Verminderung der Einwan-
derung
zuzuschreiben, die man noch vor 20 Jahren für unmöglich
gehalten haben würde. Ihr Ursprung liegt aber tiefer. Man vergißt
in Europa zu leicht, daß unter den Weißen 7,5 Mill. Neger und Mu-
latten
, 250000 Indianer und 107000 Chinesen (dazu 2000 Ja-
paner
) leben. Was als milder und oft nur eingebildeter Unterschied
der Nationalitäten die europäische Gesellschaft seicht durchfurcht,
das bedingt als Gegensatz der Rassen klaffende Wunden im Körper
der amerikanischen. Die Indianer kämpfen von dem ersten Erschei-
nen
der Weißen an, unglücklich zwar, aber mit bewundernswerter
Zähigkeit, um den Boden. Alljährlich werden sie weiter nach
Westen, mehr vom guten Lande weg und dem weniger guten zu-
geschoben
. Wenige 1000 sind ö. vom Mississsipi[Mississippi] übrig geblieben
und der Reisende sucht sie vergebens in den Städten und auf den
großen Wegen des Verkehrs. Erst vor zwei Jahren ist aus dem ihnen
gewährleisteten Indianer-Territorium das neue Gebiet Oklahoma
gebildet worden und alljährlich werden die ihnen eingeräumten
Reservationen vermindert und verkleinert. Leichteres Spiel hat
man mit den Chinesen, die in den pacifischen und Felsengebirgs-
staaten
seit 40 Jahren eingewandert sind und sich als geschickte
und wohlfeile Arbeiter nützlich, in manchen Thätigkeiten, beson-
ders
als Wäscher, Dienstboten, Bergarbeiter unentbehrlich gemacht
haben. Aber die Furcht vor ihrer Konkurrenz auf dem Arbeits-
markt
und ihre stolz-unterwürfige, unheimliche Abschließung gegen
jeden Einfluß ihrer Umgebungen hat in weiten Kreisen die Abnei-
gung
gegen sie soweit wachsen machen, daß nach manchen rohen
Mißhandlungen Einzelner zuerst ihnen gegenüber das einst hoch-
gehaltene
Menschenrecht der freien Ein- und Auswanderung wider-
rufen
worden ist. Das schwerste der Rassenprobleme ist aber das
der Neger, die, trotzdem sie keinen Zuzug durch Einwanderung er-
halten
, und trotz großer Sterblichkeit, sich beständig vermehren.
Ihre Fortschritte sind seit der Aufhebung der Sklaverei (1864)
hinter den Erwartungen ihrer begeistertsten Freunde weit zurück-
geblieben
. Bei einzelnen rühmlichen Ausnahmen haben sie sich als
Masse unfähig gezeigt, die politischen Rechte zu gebrauchen, die
ihnen eine freigebige Gesetzgebung darbot. Man weiß sie im Süden
durch scharfsinnige Wahlbeschränkungen zu umgehen und die Neger
auch dort politisch niederzuhalten, wo sie große Mehrheiten haben.
Social ist die Übereinanderschichtung beider Rassen jetzt schärfer
ausgesprochen als in der Zeit, wo die Neger Sklaven waren. Geo-
graphisch
prägt sie sich in dem Wachstum des Black Belt aus, in